Europa und Nordamerika treten gerade bei Verpackungen von frischen Lebensmitteln auf die Bremse: Der Trend geht aus Nachhaltigkeitsgründen eindeutig zu unverpacktem Obst und Gemüse. Gleichzeitig nimmt hier der Markt für Fertigprodukte zu, was zu mehr Verpackungen führt. In anderen Regionen der Welt bevorzugt man insbesondere für frische Lebensmittel Verpackungen, da sie als hygienischer gelten. Darüber hinaus braucht die Getränkeindustrie zunehmend Verpackungen aus Kunststoffen, Aluminium und Verbundprodukten. Aber was, wenn die Produkte zwar durch die Verpackung vor der Umwelt geschützt sind, die Verpackung selbst aber ein Problem darstellt? Hier kommt das Lebensmittellabor von TÜV NORD Indonesia ins Spiel.
Verpackungsmarkt wächst
Der weltweite Markt für Lebensmittelverpackungen wächst rasant und wird auch weiter wachsen. Derzeit hat er einen Wert von geschätzten über 420 Milliarden Euro erreicht, Steigerungsraten von jährlich sechs Prozent werden prognostiziert. Dieser Trend ist auch in Indonesien mit ähnlichen Wachstumsraten zu spüren.
Indonesien steht vor großen Herausforderungen: Kunststoffverpackungen werden kaum recycelt, da die Kreislaufwirtschaft noch in den Kinderschuhen steckt. Kunststoffe gelangen daher häufig in die Umwelt. Umweltfreundliche Verpackungen müssen vielfach erst noch entwickelt werden, und ihr hoher Preis ist in aller Regel ein großes Hindernis für einen Einsatz im industriellen Stil.
Das Wachstum der Verpackungsbranche weltweit wird durch die steigende Nachfrage nach Fertiggerichten und Getränken sowie durch strengere Anforderungen an Lebensmittelsicherheit und Hygiene angetrieben. Verpackungen schützen nicht nur Lebensmittel, sondern spielen auch eine wichtige Rolle bei der Verlängerung der Haltbarkeit. Gleichzeitig treibt die zunehmende Nachfrage der Verbraucherinnen und Verbraucher nach recycelbaren und umweltfreundlichen Materialien die Innovation im Bereich nachhaltiger Verpackungen voran. Die Frage jedoch ist: Sind die neu entwickelten Verpackungen sicher?
Liste schädlicher Substanzen ist lang
Schwermetalle wie Blei, Cadmium und Quecksilber, Weichmacher, Mineralölkohlenwasserstoffe, Lösungsmittelreste: Die Liste schädlicher Substanzen, die in Lebensmittelverpackungen vorhanden sein können, ist lang; sie können gesundheitsschädlich und krebserregend sein oder gar zu genetischen Veränderungen führen.
So können Blei und Quecksilber das Nervensystem beeinträchtigen, Blei, Mineralölkohlenwasserstoffe, Lösungsmittelreste und Cadmium die Nieren schädigen, Mineralölkohlenwasserstoffe und Lösungsmittelreste krebserregend sein, Weichmacher können hormonelle Störungen verursachen und sich auf die Fortpflanzung auswirken. Damit ist klar: Analysen von Verpackungen sind aus Verbrauchersicht extrem wichtig.
Das haben auch Verpackungshersteller und die Lebensmittelindustrie erkannt und lassen ihre Verpackungen in Laboratorien analysieren. „Wir analysieren Verpackungen aus Papier und Pappe sowie Kunststoffen“, erklärt Dila Augustina, verantwortlich für Business Development sowie Produktentwicklung bei TÜV NORD Indonesia. Seit 2012 betreibt TÜV NORD in Jakarta ein Lebensmittellabor, im vergangenen Jahr wurden die Laborkapazitäten erweitert, neben anderen Dingen auch für Verpackungstests. Im Labor werden Verpackungen für alle Lebens- und Genussmittel geprüft, mit Ausnahme von solchen für extrudierte Produkte wie Chips oder Frühstückscerealien, die unter hohem Druck in ihre Form gepresst werden und besonders vor Licht oder physikalischen Schäden geschützt werden müssen. „Generell prüfen wir nach indonesischen und europäischen Standards für den indonesischen und den europäischen Markt“, erklärt Dila Augustina.
Umweltfreundlichkeit ist weiterer Aspekt
Doch nicht nur Lebensmittelsicherheit ist ein wichtiges Kriterium, auch Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit der Produkte stehen im Fokus: „Verbraucher und Regierungen in Europa und Nordamerika fordern aus Umweltschutzgründen den Einsatz recycelbarer oder biologisch abbaubarer Materialien“, erklärt Dila Augustina, und fügt hinzu: „Kunststoff- und Papierverpackungen können dann als nachhaltig bezeichnet werden, wenn sie so konzipiert sind, dass sie Ressourcen schonend nutzen und weniger Abfall verursachen.“ Das bedeutet für Kunststoffe, dass bereits recycelte Materialien eingesetzt werden oder dass nur eine Kunststoffart verwendet wird, um das Recycling zu vereinfachen. Hinzu kommt der Verzicht auf die Beigabe weiterer Chemikalien. Einige Kunststoffe werden auch aus Pflanzen hergestellt (Biokunststoffe), die per se nachhaltig sind.
„Papierverpackungen hingegen sind dann nachhaltig, wenn sie aus verantwortungsvoll bewirtschafteten Wäldern stammen oder wenn sie aus Recyclingpapier hergestellt werden“, erklärt Dila Augustina. Geachtet wird darauf, dass es keine schweren Kunststoffbeschichtungen und keine glänzenden Laminate gibt oder sie zu viel Druckfarbe enthalten, da diese das Recycling erschweren. Stattdessen können wasserbasierte oder natürliche Beschichtungen verwendet werden. Da Papier leicht zu recyceln ist und sogar kompostiert werden kann, ist es oft eine gute Wahl, wenn es auf die richtige Weise hergestellt und verarbeitet wird.
Die indonesische Agentur für die Überwachung von Arzneimitteln und Lebensmitteln (BPOM) schreibt für Verpackungen aus Papier und Pappe vor, bestimmte Inhaltsstoffe zu kontrollieren und quantitativ anzugeben: Dazu gehören Quecksilber, Blei, Cadmium und sechswertiges Chrom sowie Formaldehyd, Phthalsäureester und Pentachlorphenol. Die Verwendung von Materialien für Lebensmittelverpackungen aus recycelten Quellen kann jedoch weiterhin Sicherheitsbedenken aufwerfen, wenn sie in direkten Kontakt mit Lebensmitteln kommen. Daher müssen die Qualität und Sicherheit solcher Verpackungsmaterialien weiterhin sorgfältig bewertet werden: Wer weiß schon, wozu das Material vorher eingesetzt worden war?
Das ist wichtig zu wissen, da recycelte Materialien aufgrund des Vorhandenseins von Druckfarben und der Beimischung von Zusatzstoffen während des Recyclingprozesses tendenziell eine höhere Metallverunreinigung aufweisen als Neuware, wie Dila Augustina erklärt. Daher muss der Kunde angeben, ob es sich um recyceltes Material handelt oder nicht. Genau das wird mit den EU-Verordnungen abgeprüft: Materialien, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen, dürfen keine Bestandteile übertragen, die die menschliche Gesundheit gefährden können. Klar ist, dass sie keinen negativen Einfluss auf die Lebensmittel selbst haben. Berücksichtigt werden auch Herstellungsverfahren und die Zusammensetzung der Materialien selbst. Der indonesische Standard, nach dem die Fachleute im Labor prüfen, bezieht sich vornehmlich auf mikrobiologische und physikalische Tests, chemische Analysen oder sensorische Prüfungen.
Zu den konkreten Tests gehören die Untersuchung auf Schwermetalle wie Quecksilber, Blei, Cadmium und sechswertiges Chrom. Diese Elemente dürfen nicht in die Umwelt gelangen, da übermäßige Konzentrationen sowohl für die Gesundheit als auch für die Umwelt ein Risiko darstellen können. Die Konzentration von Formaldehyd, Phthalaten und Pentachlorphenol muss streng auf die Einhaltung von Grenzwerten kontrolliert werden. Um zu prüfen, wie sich das Material am Ende seines Lebenszyklus verhält und ob es sicher zersetzt werden kann, ohne schädliche Rückstände zu hinterlassen, müssen auch die biologische Abbaubarkeit und Kompostierbarkeit geprüft werden.
Letztendlich ist es nicht nur das Material, das eine Verpackung nachhaltig macht, sondern auch, wie sie hergestellt, verwendet und nach Gebrauch entsorgt wird. Die Betrachtung des gesamten Lebenszyklus – von den Rohstoffen über die Produktion bis hin zur Entsorgung – trägt dazu bei, dass die Verpackung das Produkt schützt und gleichzeitig die Umwelt schont. Die Lebensmittel- und Verpackungsindustrie steht also vor großen Herausforderungen: Erstens sollen Lebensmittel vor Umwelteinflüssen geschützt werden, zweitens sollen sie auch die Lebensmittel selbst nicht kontaminieren, drittens sollen recycelbare oder recycelte Produkte für die Verpackungen verwendet werden. Dila Augustina: „Wir von TÜV NORD Indonesia helfen Unternehmen mit unseren Tests und Prüfungen dabei, Verpackungen sicher zu machen und das Vertrauen von Verbrauchern in ihre Produkte zu stärken.“
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